4. GSN-Summit

13. & 14. Mai 2025
Rückblick

4. GSN-Summit

13. & 14 Mai 2024

Spreespeicher Berlin

GSN-Summit 2025: Nachhaltigkeit neu gedacht – Wie die Versicherungsbranche den Wandel gestaltet

Am 13. und 14. Mai versammelte sich die Versicherungsbranche im Spreespeicher Berlin zum 4. GSN-Summit. Zwei Tage lang ging es um visionäre Lösungen, neue Geschäftsmodelle und die konkrete Umsetzung von ESG in der Praxis. Eins wurde dabei klar: Nachhaltigkeit ist nicht optional, sondern essenziell – und sie verlangt von der Versicherungsbranche Innovationskraft, Vernetzung und Mut zur Veränderung. Von der regulatorischen Einordnung über ESG-Investments bis zur operativen Schadenregulierung – das German Sustainability Network stärkt mit seiner jährlichen Konferenz die Rolle der Assekuranz als Motor einer nachhaltigen Zukunft.

Das waren die Speaker:innen des 4. GSN-Summit

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Den Auftakt machte Silvie Kreibiehl, Vorstandsvorsitzende von Germanwatch, mit einem starken Plädoyer für eine widerstandsfähige Wirtschaft, die innerhalb planetarer Grenzen agiert. Bürokratieabbau dürfe nicht auf Kosten von Steuerungsmechanismen gehen – vor allem nicht bei den Berichtspflichten. Der Omnibus-Vorschlag zur Entlastung des Mittelstands greife aus ihrer Sicht zu kurz: Statt Mittelstand pauschal auszunehmen, fordert sie anpassbare, aber verbindliche ESG-Berichtsstandards. Nachhaltigkeit muss transparent und messbar bleiben, um Fehlanreize zu vermeiden.

Anja Harport von adesso mobile Solutions zeigte auf, warum digitale Barrierefreiheit ein relevanter Aspekt der S-Dimension ist – denn nicht zuletzt leben rund 30 Prozent der EU-Bevölkerung mit Einschränkungen. Das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) möchte daher die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben fördern – und verpflichtet zur barrierefreien Gestaltung bestimmter Produkte und Dienstleistungen. Harport warnt davor, die Komplexität barrierefreier Mobilität zu unterschätzen. Häufig fehle es an einem klaren Bewusstsein für bestehende Barrieren und Mobilitätseinschränkungen. Sie rät daher zur gezielten Kommunikation mit Stakeholdern und Produkteigentümern, zur kontinuierlichen Weiterbildung der Teams sowie zur Anerkennung der besonderen Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen. Versicherer selbst müssen eine barrierefreie Navigation hinsichtlich ihrer Online-Abschlüsse, Beratung, Terminvereinbarungsprozesse und dienstleistungsbezogenen Informationen gewährleisten. Einen strategischen Vorteil können Versicherer aber erst generieren, wenn sie ihre Bemühungen über die regulatorischen Anforderungen des BFSG hinaus ausweiten.

Anja Harport (adesso) und André Börner (Ecclesia)

Einen tiefen Einblick, wie European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) nachhaltige Infrastrukturprojekte mit privatem Kapital vorantreiben, gaben Nicola Schierz (Mercer) und Markus Hofmann (Union Investment) in ihrem Beitrag. Sie sollen nicht nur zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung beitragen, wie es die EU vorgibt, sondern auch für Privatanleger eine attraktive Investitionsmöglichkeit schaffen. Zu den Vorteilen zählen eine geringe Konjunkturabhängigkeit, ein teilweiser Inflationsschutz sowie aktienähnliche Renditeerwartungen nach Kosten. Zudem seien Infrastrukturprojekte für Privatinvestoren besonders greifbar, da sie deren Fortschritt und Nutzen direkt erleben können. Insbesondere in Verbindung mit der Versicherungsbranche bieten ELTIFs ein passendes Vehikel für Rentenversicherungen, da die langfristige Anlagestruktur ideal mit dem langfristigen Anlagehorizont der Versicherer harmoniert.

Christina Sell von der Deutschen Börse erläuterte eindrucksvoll, wie ESG-ETFs den Markt revolutionieren: Mit einem Handelsvolumen von über 45 Milliarden Euro sind nachhaltige Finanzprodukte inzwischen kein Nischenthema mehr. Die Deutsche Börse zählt dabei zu den Vorreitern bei den Angeboten für ESG-Investments und bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre ESG-Daten direkt über ihre Plattform Xetra zu veröffentlichen. Doch trotz Wachstum erwartet Sell eine Verlangsamung und mahnt: Ohne Investitionen sei keine nachhaltige Transformation möglich. Verlässliche Geschäfts- und Nachhaltigkeitsdaten seien deshalb der Schlüssel, um fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen und die nachhaltige Transformation wirklich voranzutreiben.

Mit dem eindringlichen Appell „Klima muss man nicht schützen, wir müssen uns schützen“ eröffnete Regine Günther, Senatorin a. D. für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Berliner Senats, die Abend-Keynote. Sie betonte, dass die 1,5-Grad-Grenze wohl nicht mehr zu halten sei. Klimaschutz sei längst nicht mehr nur Umweltschutz, sondern eine Überlebensfrage für Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland müsse dringend die Infrastruktur modernisieren, Innovationen forcieren und gemeinsame Lösungen finden, wenn es nicht den Anschluss verlieren wolle. Besonders im Güter- und Straßenverkehr fehle der notwendige Wandel, der aus ihrer Sicht im aktuellen Koalitionsvertrag nicht ausreichend abgebildet sei. Die kommenden zehn Jahre seien daher entscheidend für den Klimaschutz und die Wettbewerbsfähigkeit.

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Mit zunehmender Häufigkeit und Intensität von Naturgefahren steigt der Handlungsdruck in der Branche. Michael Urban (R+V Versicherung) skizzierte am Beispiel der Sturzflut Bernd, mit über 16.000 Schadenfällen und einem Schadenaufwand von rund 800 Millionen Euro im Jahr 2021, eindrücklich, dass neue Kumulkonzepte erforderlich sind. Die operative Schadenregulierung steht vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit mit Effizienz zu vereinen – durch CO₂-arme Sanierungsprozesse, den strategischen Ausbau von Build-Back-Better-Prinzipien und konkrete Präventionsmaßnahmen im Portfoliomanagement.

Tobias Grimm (Munich Re) unterstrich, dass Prävention zur gemeinsamen Aufgabe von Staat, Branche und Gesellschaft werden muss. 2024 verursachten Überschwemmungen weltweit über 320 Milliarden US-Dollar Schaden. In Deutschland sind bisher nur rund 50 Prozent der Gebäude gegen solche Ereignisse versichert. Ein Umdenken sei nötig – etwa bei der Flächennutzung, der Bauplanung und durch öffentlich-private Partnerschaften zur Risikominderung.

Außenbereich

Wie Rückversicherer mit naturbasierten Lösungen nicht nur Klimarisiken mindern, sondern auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen können, zeigte Dr. Oliver Schelske von Swiss Re. Konkrete Beispiele wie die parametrische Versicherung von Korallenriffen in Mexiko oder nachhaltige Deicherneuerungen in den Niederlanden beweisen bereits heute, dass Ökosystemschutz und wirtschaftliche Resilienz Hand in Hand gehen. 

Die meist noch zu wenig beachtete soziale Dimension von Nachhaltigkeit fokussierte Antje Schneeweiß (Mitglied Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung) im regulatorischen Kontext: Die Soziale Taxonomie der EU steht vor der Tür und fordert neue Standards für soziale Investitionen, wie bezahlbaren Wohnraum und faire Arbeitsbedingungen. In einer Zeit wachsender sozialer Ungleichheit sind solche Initiativen essenziell, um die Versicherungsbranche als verantwortlichen Partner in der Gesellschaft zu positionieren. Die Frage, ob die soziale Taxonomie letzten Endes tatsächlich kommt, bleibt offen.

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Karolin Pötzsch_quadrat

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